Glück Auf, BIPoC Schwester

TAZ Kolumnistin Michaela Dudley  eine Berliner trans* Frau mit afroamerikanischen Wurzeln, ist eine „Frau ohne Menstruationshintergrund, aber mit Herzblut, in der Regel“, heißt es in der TAZ.

Sie schreibt:

„(…) Dem weiß dominierten Feminismus wohnt ein Rassismus inne, der historisch tief verwurzelt ist. Umso bedauerlicher ist es, dass viele „moderne“ Feministinnen dieses Problem leugnen und, mit geschichtsrevisionistischer Arroganz, die Errungenschaften Schwarzer Frauenrechtlerinnen ignorieren.

(…)Bei feministischen Stammtischen kommt es immer noch vor, dass Weiße uns in die Haare fassen wollen. Von wegen Safe Spaces. Tragen wir ein Kopftuch, ob aus modischen oder religiösen Gründen, können wir mit Putzfrauenwitzen rechnen.

Weiße Feministinnen agieren häufig im Sinne des Patriarchats.

So begegnen sie vielen Fortschritten in puncto Diversity mit demagogisch artikulierter Ablehnung. Welche marginalisierte Feministin, ob als Muslima, trans* Frau oder beides, möchte auf die Gnade einer Alice Schwarzer angewiesen sein? Die im Feminismus herrschende Misogynoir existiert nicht in einem Vakuum, sondern in einer brodelnden Biosphäre, in der besorgte Bür­ge­r*in­nen gegen die wirklich Benachteiligten unerbittlich kämpfen.

Es ist nicht das Ziel vieler weißer Feminist*innen, Gerechtigkeit für alle Frauen zu erlangen. Nein, sie sind von Angst vor Privilegienverlust getrieben. Denn sie haben sich mittlerweile darauf eingestellt, dass die weiße Mittelmäßigkeit, als gesellschaftliche Norm von heteronormativen Männern eingeführt, an und für sich vorteilhaft sein kann. Wir BIPoC-Frauen, die trotz struktureller Unterdrückung unermüdlich nach oben streben, jagen den Ewiggestrigen allerdings einen Schreck ein. Denn Privilegierte wittern, dass wir erfolgreicher mit Widrigkeiten umgehen können. Schon unsere Beherrschung der Mikroaggressionen, denen wir tagtäglich ausgesetzt sind, härtet ab und sensibilisiert zugleich. Stehvermögen mit Soft Skills. Viele Unternehmen haben das erkannt und belohnen uns, wenngleich schleppend und nicht ohne Schönheitsfehler, mit beruflichen Positionen, die für uns eine Generation zuvor gar nicht infrage kamen.

Privilegierte Feministinnen und ihre Fürsprecherinnen haben grundsätzlich das Recht, die Welt von ihrer Warte aus zu beschreiben, ohne Weitsicht oder Nächstenliebe zeigen zu müssen. Sie müssen uns auch nicht den roten Teppich ausrollen – aber wir sind keine Fußmatten. So sollten sie sich nicht wundern, dass es noch lange nicht leise wird.“  (TAZ, 27.07.22)

Mein Kommentar dazu:

Liebe BIPoC Schwester: Wer große Ziele hat, braucht Verbündete.

Und wieder eine privilegierte PoC, die heftig und medienwirksam austeilt und hemmungslos beleidigt. Und trifft damit die Falschen. Schadet der Sache.

Dies auf einem Niveau, das wir sonst nur von Rassisten kennen, jenen also die Hautfarbe und Herkunft heranziehen, um andere herabzuwürdigen.

Schade. Wir waren schon mal weiter.

Zumindest Intellektuelle und Feministinnen – egal welcher Herkunft und welchen Geschlechts – waren sich einig, dass die Hautfarbe kein Bewertungskriterium mehr sein darf. Martin Luther King hat genau dafür gekämpft und wurde dafür getötet.

Jetzt hauen vermehrt weibliche PoCs solche rassistischen Texte raus. Miseria!

Wer große Ziele hat, sollte sich Verbündete suchen und nicht ausgerechnet jenen ans Bein pinkeln, die Verbündete waren und noch sind.

Es würde uns privilegierte weiße Frauen nämlich sehr freuen, wenn unsere PoC Schwestern in den Herkunftsländern ihrer Vorfahren oder auch hier im Land den Mut, die Kraft und die Hartnäckigkeit aufbringen könnten, ähnlich wie unsere privilegierten weißen Mütter und Großmütter das vor hundert Jahren und auch danach taten, als sie unter Einsatz ihres Lebens, ihrer körperlichen und seelischen Unversehrtheit und ihrer Ehre auf die Straßen gingen und sich für ihre Rechte verprügeln und demütigen ließen, als sie dem weißen privilegierten Patriarchat klassenübergreifend in Form von Arbeitern, Bauern, Fabrikbesitzern und Kolonialherren vor die Füße spuckten. Die Frauen in Afghanistan tun das übrigens gerade sehr mutig. Vor Ort. An der Front.

Wenn unsere in Deutschland lebenden privilegierten PoC Schwestern ähnliches auch wagen würden, wäre das großartig.

Dann bräuchten wir weißen privilegierten, rassistischen Frauen uns nicht mehr finanziell, medizinisch und psychologisch um Tausende genital verstümmelter PoC Mädchen und Frauen in unserem Land kümmern, die leider immer wieder Opfer ihrer PoC Mütter und PoC Väter werden, die auch noch im 21. Jahrhundert dieses archaische und in Deutschland verbotene Blutritual praktizieren. Und du sagst wir sind Rassisten, weil eine mal beim Stammtisch deine Haare anfassen will? Verstehe.

Hier vermisse ich seit langem schon den Kampf und die Solidarität unserer privilegierten, akademisch gebildeten und finanziell abgesicherten PoC Schwestern mit ihren unterprivilegierten PoC Schwestern – wo auch immer in der Welt.

Die Energie und Medienpräsenz wäre für diese wichtige Sache weitaus besser eingebracht, als sich über die weißen, rassistischen Schwestern zu ärgern und diese zu verprellen.

Wenn unsere PoC Schwestern diesen Kampf beginnen würden, wäre das ein großer Schritt in die selbst erlangte Freiheit. Das wäre souverän.

Ein Befreiungsschlag in doppelter Hinsicht.

Nur zu und Glück Auf!